von David Frühwirth Oktober 2010
Der innere Antrieb, etwas Persönliches in der Sprache der Musik zu finden, ist in meiner Auffassung einer der wichtigsten Motoren in meinem Leben als Musiker geworden, und entwickelte sich als Notwendigkeit, um mir selber auf der Bühne einen bewussten Platz zu schaffen. Im Laufe meiner Studienzeit hatte ich sehr unterschiedliche und starke Persönlichkeiten als Pädagogen gehabt, und dadurch ist die Notwendigkeit, meinen eigenen musikalischen Gedanken Platz zu geben, früh gefordert worden und entstanden. Wenn man als Musiker erreicht das „Geben“ auf emotionaler, intellektueller und geistiger Ebene während des Musizierens auszuleben, kann man auch dadurch der Wertigkeit der Musik einen hohen Stand geben.
Nun zurück zum Selbstverständnis als Künstler: Hierzu zählt für mich auch sehr stark das Körperbewusstsein für und in der Musik. Im weiteren Sinne die Wahrnehmung dafür: Das Atmen mit der Musik, dem klanglichen Bogen (unterschiedlichen Musikenergien) und der Phrasierung mit dem ganzen Körper, hat sich als natürliches Bedürfnis entwickelt. Des Weiteren zählt das „Erzählen“ mit und in der Musik zu den wichtigsten künstlerischen Aspekten für mich; nur was ich in meiner inneren geistigen, seelischen Vorstellung wahrnehme und höre, kann ich auch weitergeben und wiedergeben. Musik muss ich (er)leben und nicht nur produzieren – Musik soll singen und nicht nur schöner Klang hergestellt werden!!!
Für mich hat es schon seit der Jugend das Bedürfnis gegeben, für jeden einzelnen Musikstil, im weiteren Sinne auch dann Komponisten, eine eigene Färbung zu finden; mit verschiedener Vibrato-Energie, Atmung, bewusster Phrasierung, Körperspannung, usw. Außerdem hörte ich mehrfach bei Meisterkursen von Pianisten, Sängern oder Cellisten zu, um eine mögliche andere Herangehensweise an die Musik und das Instrument näher kennen zu lernen. Ich hatte das Glück durch großartige Pädagogen (Jaime Laredo, Walter Levin und Isidore Cohen) in meiner Studienzeit auch sehr früh die wunderbare Welt der Kammermusik wahrgenommen zu haben. Mit viel Erfahrung des „Aufeinander – Hörens“ in unterschiedlichen Formationen in den letzten 20 Jahren ist die Liebe zu der Kammermusik für mich als Musiker dafür zu einer Notwendigkeit geworden. Diese Aspekte haben einen wichtigen Stellenwert für mich als Bühnenmensch und als Pädagoge.
Natürlich ist ein grundlegendes Wissen über die Entwicklung, die Unterschiede, und die Beeinflussungen von verschiedenen Violinschulen die Voraussetzung, um dadurch eine technische – physische Wahrnehmung auch eingliedern zu können. Diese Entwicklung der Wahrnehmung mit eigenen Worten zu finden und bis ins kleinste Detail zu artikulieren ist für mich einer der größten Herausforderungen als Instrumentallehrer. Ich möchte als Pädagoge bei meinen Studenten die folgenden Aspekte fördern und fordern: Die „Freiheit im Kopf“ beginnt beim „richtigen“ Üben, deswegen ist dies einer der wichtigsten Punkte überhaupt in der Entwicklung eines Instrumentalisten. Die eigene Analyse wie man technisch (physisch) die Musik, und im weiteren Sinn auch das Geigenspiel wahrnimmt: richtige Vorbereitung (Haltung vom ganzen Körper, rechter und linker Arm) und die Ausführung (freie entspannte Bewegung, Atmung, Körperspannung). Natürlich ist die Struktur maßgebend um einem Werk die Form – in Bezug auf den richtigen Musikstil – zu geben. Dies setzt eine bewusste Auseinandersetzung mit den verschiedenen Musikstilen und Kulturepochen voraus. Auch die Psychologie ist ein wichtiger Bestandteil des Musizierens, da doch das meiste im Kopf geschieht. Man muss als Pädagoge lernen den Studenten Ängste zu nehmen und Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Wissen bei Ihnen aufzubauen. Ferner sollen die jungen Menschen dadurch lernen für sich persönlich und für die Musik mehr Verantwortung zu übernehmen. Mein Ziel ist es, dass Studierende, die bei mir abschließen, sich ein fundamentales instrumentales Wissen angeeignet haben, eine eigene Künstlerpersönlichkeit besitzen und ihre musikalische Vielseitigkeit auf der Bühne klar formuliert ausleben.