Druckzettel: “Atonius Stradivarius Cremonensis /
Faciebat Anno 1707“ (07 hs.).
Ich bedanke mich herzlich für die großartige Unterstützung der Österreichischen Nationalbank für die langjährige Leihgabe der „ex Brüstlein“ Stradivari aus dem Jahre 1707.
Das Instrument entstand am Beginn von Stradivaris „Goldener Periode“. Es dürfte über der Form „P“ von 1705 gebaut sein und steht daher hinsichtlich des Modells der „ex Hämmerle“ von 1709 nahe (sie-he S. 58). Allerdings ist die Wölbung des vorliegen-den Instruments voller als die der „ex Hämmerle“. Das Bodenholz der „ex Brüstlein“ kommt vom sel-ben Stamm wie das einiger weiterer Geigen aus dem Jahr 1707.
Die beiden Deckenhälften sind zusammengehörig, wobei die Jahresringe im Bereich der F-Löcher mittelbreit, in der Mitte und am Rand extrem fein sind. Der Boden ist einteilig, die mittelbreiten Flammen fallen zur Bassseite hin leicht ab. Die Zar-gen zeigen im Gegensatz dazu breitere Flammen. Die Decke ist höher gewölbt als der Boden, wobei die Wölbung rasch beginnt und daher sehr voll wirkt. Auffallend ist die ausnehmend schöne und re-gelmäßige Gestaltung der Randeinlage. Typisch Air Stradivari ist die kräftige Schnecke; sie wies ur-sprünglich geschwärzte Fasen auf, die jetzt allerdings weitgehend abgetragen sind. Vor allem am Boden in der Hohlkehle im Mittelbügelbereich ist der leuch-tende, orangerote Farblack noch gut sichtbar.
Der Gesamtzustand ist insgesamt als gut zu bezeich-nen; der Boden weist zwei unbedeutende, kurze Risse auf. An der Decke liegen Bassbalkenrisse ober-und unterhalb des Stegs sowie ein Stimmriss vor, im Bereich des Ober- und Unterbügels gibt es mehrere Risse. Starke Gebrauchsspuren sind im Randbereich und unter dem Kinnhalter zu beobachten.
Der Name des Instruments geht auf einen Berliner Amateurmusiker zurück, der es 1905 über den Händler August Herrmann an einen Musikliebhaber namens Jelinek veräußerte. Doring gibt als letzte Be-sitzerin eine Mrs. Rudolph Loeb aus Berlin an. 1991 wurde die Geige vom Harvard College in Massachu-setts bei Sotheby’s zur Versteigerung eingebracht.
Mit dem besten Dank an die “Österreichichische Nationalbank”
R.Hopfner: Publikation | Vorderseite | Rückseite |
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